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Digitalisierungs-Trends in der Steuerberatung

Digitale Infrastruktur und IKT

Dass die Digitalisierung unaufhaltsam voranschreitet, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass das Bewusstsein für die digitale Veränderung vielerorts dennoch noch nicht hinreichend vertreten ist, erscheint daher umso erstaunlicher. Davon berichtete bereits Klemens Skibicki auf der OMX in Salzburg im Jahr 2020. Denn im Vergleich zu unseren Freunden auf der andere Seite des großen Teichs ist Europa verhältnismäßig schlecht aufgestellt, was die Digitalisierung betrifft. Die USA seien durch Player wie Apple, Amazon, Facebook und Microsoft dabei weitaus 'digitaler' unterwegs, wie Skibicki behauptet.

Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beweist diese Tendenz. Derzeit haben lediglich 28% der deutschen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft die Digitalisierung aktiv in ihre Geschäftsprozesse integriert. Ein Faktor der insbesondere mit Blick auf die Zukunft durchaus kritisch zu bewerten ist. Diese verhältnismäßig geringe Anzahl hängt vermutlich auch mit der nicht ganz optimalen digitalen Infrastruktur und deren Leistungsfähigkeit zusammen. Denn von einer flächendeckenden Abdeckung eines leistungsfähigen Gigabit/ LTE Netzes sind wir laut des Kompetenzzentrums Öffentliche IT (ÖFIT) derzeit noch Jahre entfernt. Und auch der Fachkräftemangel im Bereich der digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien spielt hier mit rein. Diesem Mangel versucht der Bund nunmehr seit einigen Jahren durch entsprechende Förderung entgegenzuwirken - Mit schrittweisem Erfolg, wohl bemerkt! Das ÖFIT berichtet ausgehend von deren aktuellem Digitalisierungsindex von einer allgemeinen Tendenz steigender Studienanfänger im IT Bereich.

Und auch im Steuerberaterwesen gibt es in Sachen Digitalisierung eine Initiviative der Bundesregierung. Mit dem Programm Steuerberatung 4.0, das an die Initiative Industrie 4.0 anküpft, soll eine schrittweise, umfassende Digitalisierung der Geschäftsprozesse in der Steuerberatung erzielt werden. Zentrales Ziel ist dabei die Vernetzung aller Bereiche in Produktion und Dienstleistung mit den modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien.

Neuste Trends der Informations- und Kommunikationstechnologien

Das Forschungszentrum Informatik (FZI) veröffentlichte jüngst eine Auflistung der Trendthemen des IT Sektors. Ganz vorne mit dabei unter anderem Big Data und Business Intelligence, mobile IT, Personalisierung und Individualisierung sowie Connected Augmented Reality.

Big Data und Business Intelligence zielen darauf ab, sowohl innerbetriebliche Prozesse und Tätigkeiten zu analysieren, als auch eben jene Daten besser zu verstehen um so bspw. Entscheidungsträgern in Unternehmen frühzeitig Handlungsmöglichkeiten zu bieten. Der Begriff der Business Intelligence bezieht sich demnach also in erster Linie darauf, effizientere Geschäftsprozesse anzustreben. Nachteil ist hier jedoch die im Vergleich zu den Big Data technisch unflexible Vorgehensweise sowie die vergleichsweise geringe Datenverarbeitungskapazität.

Die Business Analytics werden dagegen als eine Art Sammelbegriff für strategische Werkzeuge verstanden, mit der großen Anzahl an Daten umzugehen, diese also nicht nur erheben sondern vor allem auch verarbeiten. Dieser Begriff umfasst somit sowohl Big Data, als auch Business Intelligence Technologien.

Unterschied Big Data und Business Intelligence Technologien

Big Data Technologien

  • unstrukturierte/ semi-strukturierte (Fremd-)Daten wie E-Mails, Präsentationen, Bilder...
  • große bis riesige Datensätze
  • Generierung der Daten sowie Übertragung in Echtzeit

Ziele der Big Data Technologien

Systematische Auswertung der unstrukturierten Daten durch das Ermitteln von bisher unbekannten Mustern/ inneren Zusammenhängen (sog. Data-Mining)

Business Intelligence Technologien

  • strukturierte (interne und externe) Daten auf Grundlage des Data-Warehouse (=zentrale Datenbank)
  • kleine bis mittelgroße Datensätze
  • Generierung der Daten täglich bzw. mehrfach pro Tag

Ziele der Business Intelligence Technologien

Erhöhung der Effizienz von Geschäftsprozessen anhand einer Auswertung der strukturierten Daten sowie Analyse der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens

Steuerberatung 4.0 - umfassende Digitalisierung jetzt auch in der Steuerberatung

Wie bereits eingangs berichtet, startete die Bundesregierung jüngst eine Initiative zur Digitalisierung in der Steuerberatung namens Steuerberatung 4.0. Vernetzt sollten und sollen weiterhin ale Bereiche der Produktion und Dienstleistung durch modernste Technik. Jene Vernetzung begann bereits innerhalb der Steuerberaterkanzleien und schließt - Stand jetzt - auch die Finanzverwaltungen ein. Was die digitale Vernetzung zwischen Kanzlei/ Steuerberater und Mandant betrifft, so ist hier noch keineswegs von einer umfassenden Vernetzung die Rede. Denn ein Großteil der Steuerberater betreut Mandanten nach wie vor ganz konservativ. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch in der Kommunikation zwischen Berater und Mandant zunehmend die Tendenz des digitalen Vernetzens. Immer mehr Mandanten wie auch Kanzleien nutzen digitale Tools zur Buchführung wie in etwa Unternehmen online der DATEV und die dazugehörigen Schnittstellen zu anderen Softwares der elektronischen Datenverarbeitung.

Mehr erfahren zu DATEV Unternehmen online

Digitale Anküpfungspunkte Steuerberatung 4.0

  • Digitale Steuerfunktionen: Steuerfindung im ERP-Syste sowie systemseitige Analysen und Kontrollen; Softwarelösungen für Steuerprozesse; Blockchain Technology zur Einhaltung von steuerlichen Vorschriften
  • Reporting: Tax Reporting Tool; systemseitige Analyse und Kontrolle von steuerrelevanten Daten aus Vorsystemen; Reporting Tool zur Erfüllung der gesetzlichen Angaben (Meldepflichten etc.)
  • Tax Compliance Monitoring: Data Analytics für Steuern (interne Kontrollen und Monitoring in Sachen Steuern); Workflow integriertes Kontrollverfahren für Steuerprozesse; Digital Tax Compliance (GobD etc.)

Ermöglicht Steuerberatung 4.0 endlich die papierlose Kanzlei?

Da die Initiative Steuerberatung 4.0 nicht nur die digitale Kommunikation zwischen Mandant und Steuerberater einschließt, sondern primär auch das Ziel verfolgt, sämtliche Arbeitsprozesse und Geschäftsabläufe innerhalb der Kanzlei digital zu gestalten, könnte schon bald der Traum von der papierlosen Kanzlei wahr werden. Ade Pendelordner, ade stundenlanges Wälzen von Aktenbergen in Papierform. Durch digitale Methoden wie in etwa das Ersetzende Scannen, das bereits in zahlreichen Kanzleien zum Standard gehört, entfernt man sich immer weiter von der klassischen Arbeit mit Papierbelegen oder sonstigen Dokumenten und Unterlagen in Papierform. Cloudanwendungen und zentrale Dokumentenmanagementsysteme (DMS) gewinnen vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung, da sie nicht nur enorm zeitsparend sind, sondern für alle Beteiligten in der Steuerberatung auch enorm aufwandsverminderte Arbeit ermöglichen.

Verändert die digitale Kanzlei auch die Tätigkeit des Steuerberaters?

Durch die wachsende Automatisierung und das zunehmende Digitalwerden der alltäglichen Geschäftsabläufe verändert sich auch die Betreuung und Beratung durch den Steuerberater. Prognosen zufolge wird neben der klassischen Steuerberatung künftig auch die Beratung in betriebswirtschaftlichen Fragen sowie die Analyse und Auswertung zum Aufgabenfeld des Steuerberaters hinzukommen. Die laufende Buchhaltung wird demnach wohl kaum noch in den Kanzleien vor Ort stattfinden. Wer sich als Steuerberater bzw. Inhaber einer Kanzlei frühzeitig mit den Tendenzen und Trends in Sachen Digitalisierung - und ganz besonders mit der Initiative Steuerberatung 4.0, auseinandersetzt kann rechtzeitig auf die Veränderungen im Beratungswesen reagieren und zeitgemäß neue Beratungsleistungen für Mandanten anbieten.

Rolle des zentralen Dokumentenmanagements in Bezug auf den Standort einer Kanzlei

Durch das breit angelegte, zentrale Dokumentenmanagement schwindet nach und nach auch die Bedeutung des Standorts einer Steuerkanzlei. Denn auch wenn sich viele Mandanten gerne noch vor Ort beraten lassen möchten, so wird dennoch die Tendenz deutlich, vermehrt auch über alternative Beratungsformen face to face betreut zu werden. Wesentliche Voraussetzungen hierfür sind zum einen das zentrale Dokumentenmanagement, das ein Zugriff jederzeit und überall ermöglicht, sowie die Internet-Video-Telefonie. Künftig können Steuerberater also nicht nur regional sondern bundesweit beraten - ein Faktor, der auch Mandanten zu Gute kommt, da diese fortan nicht mehr auf den/ die nächsten Steuerberater angewiesen sind. Vor diesem Hintergrund wird sicher auch die Spezifikation bzw. Qualifikation der einzelnen Kanzleien wichtig werden.