Oops, an error occurred! Code: 2024041922010072c4cf08

Turnaround Management - Restrukturierung im Unternehmen

Externe und interne Bedingungen ändern sich immer wieder für bestehende Unternehmen. Manchmal sind diese Veränderungen so tiefgreifend, dass ein grundlegender Richtungs- und Strategiewechsel im Unternehmen notwendig wird – ein sogenannter Turnaround. Das Unternehmen soll damit aus der Krise in eine stabile Situation gebracht werden.

Begriffsabgrenzung: Turnaround Management vs. Restrukturierung

Turnaround bedeutet im Deutschen soviel wie „Wende“ oder „Richtungsänderung“. In einem betriebswirtschaftlichen Zusammenhang geht es darum, ein Unternehmen aus einer Krisensituation zurück in eine Gewinnsituation zu bringen. Die Begriffe Turnaround und Restrukturierung bzw. Sanierung oder auch Umstrukturierung werden nicht immer unterschieden und häufig synonym verwendet. Der wesentliche Unterschied liegt letztendlich im Zwangscharakter. Theoretisch kann ein Unternehmen sich jederzeit restrukturieren, auch ohne Krisensituation. Für einen angestrebten Turnaround ist eine Krise und die damit verbundene Existenzbedrohung des Unternehmens jedoch eine zwingende Voraussetzung. Gerade bei Liquiditätskrisen die bis in eine Insolvenz führen können, sind umfangreiche Veränderungen im Unternehmen notwendig, da sie schnell zu einer Existenzkrise werden.

Eine Umstrukturierung dient vielmehr dazu, Kosten- bzw. Marktentwicklungen vorwegzunehmen und das Unternehmen so auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. In vielen Fällen wird aber auch hier nicht vorausgehandelt, sondern vielmehr auf eine bestehende Krisensituation reagiert. Es geht somit meist um die Sanierung eines bereits in Schieflage geratenen Unternehmens.

Wann ist eine Restrukturierung notwendig?

Zu den häufigsten Gründen für einen Restrukturierungsbedarf bzw. einen Turnaround gehören unter anderem:

  • technologische Neuerungen mit langer Time-to-Market,
  • externe (z.B. politische) Einflüsse auf Produktionsmethoden,
  • Marktbeschränkungen in bisher bedienten Märkten,
  • neue Wettbewerber und dadurch entstehender Preisdruck,
  • sinkende Kaufkraft,
  • Verlust wesentlicher Kunden,
  • steigende Kosten für Zukaufteile,
  • Verzögerungen/Kostensteigerungen bei Innovationsvorhaben,
  • steigende Finanzierungskosten oder
  • fehlendes Eigenkapital

Ziele und Auswirkungen

Bei einer Restrukturierung geht es immer um die Verringerung bzw. Vermeidung von Verlusten und die Erhöhung der Gewinnchancen für das betroffene Unternehmen. Dabei können einzelne Prozesse und Abteilungen oder sogar das generelle Geschäftsmodell überarbeitet und verändert werden. Oft steht die Reduzierung von Personalkosten im Vordergrund. Eine Umstrukturierung geht daher häufig mit einer Entlassung von Beschäftigten einher.

Ein Unternehmen zu restrukturieren geht mit erheblichen Risiken einher. Die angestrebten Ziele des Unternehmens werden nicht immer erreicht und zusätzlich entsteht eine hohe Belastung für die Belegschaft. Zukunftsängste aufgrund von drohendem Stellenabbau, neue Aufgabenbereiche und Anforderungen sowie möglicherweise eine Steigerung des Arbeitsumfangs können für Mitarbeitende wie auch Führungskräfte mit einer enorme Stressbelastung einhergehen.

Bausteine der erfolgreichen Restrukturierung

Vor der eigentlichen Restrukturierung sollte zunächst eine ausführliche Unternehmens- und Umweltanalyse stattfinden. So können die Ursachen und das Ausmaß der Notlage ermittelt und die Chancen für eine Wende sowie einen Ausweg aus der Krise eingeschätzt werden.
Die Restrukturierung kann in folgende drei Bereiche geteilt werden:

  • Operative Restrukturierung: Kostenreduktion, Prozessoptimierung, Personalabbau
  • Finanzielle Restrukturierung: Liquidität sicherstellen
  • Strategische Restrukturierung: Geschäftsmodelle entwickeln und adäquate Markt- beziehungsweise Wettbewerbspositionierung sichern

Handlungsfelder

Um mit einem gezielten Turnaround-Management aus der wirtschaftlichen Schieflage zu kommen, sollten Unternehmen sich vor allem auf folgende Handlungsfelder konzentrieren:

  1. Vereinfachung
    Das Unternehmen sollte sich auf Produkte und Dienstleistungen konzentrieren, die beim Kunden gut ankommen. Das Ziel ist es, Komplexität zu reduzieren und die Prozesse möglichst zu vereinfachen.
  2. Automatisierung und Digitalisierung
    Analysetools helfend Daten auszuwerten und Arbeitsabläufe zu automatisieren. So kann die Entwicklung von Service- und Produktangeboten verbessert werden.
  3. Arbeitsorganisation
    Unternehmen sind flexibler, wenn sie mobiles Arbeiten und agile Methoden zulassen. Viele Backoffice-Tätigkeiten können beispielsweise aus dem Home-Office ausgeübt werden.
  4. Kostensenkung
    Angeschlagene Unternehmen müssen mit Hilfe von Transparenz und klaren Zielvorgaben eine strenge Kostendisziplin einhalten. Nur dann sind eine Kostensenkung und eine Verbesserung der finanziellen Situation möglich.
  5. Resilienz
    Unternehmen sollten ihre Prozesse vorausschauend organisieren. So können sie auch bei unerwarteten Ereignissen stabil laufen und langfristig die Gesamtkosten senken.

5 Schritte zur erfolgreichen Restrukturierung

Die Umstrukturierung eines Unternehmens verläuft in mehreren Phasen:

  1. Analyse der internen und externen Leistungsfaktoren
    Um klare Entscheidungen treffen zu können, müssen alle Risiken für das Unternehmen bekannt sein. Eine grundlegende Analyse der Abläufe im Unternehmen ist daher genau so wichtig, wie eine Analyse der externen Rahmenbedingungen. Dazu gehören insbesondere:

    • Veränderungen bei Lieferanten, Abnehmern und Vertriebspartnern
    • Veränderte Marktstrukturen im Wettbewerbsumfeld

    Bei der Analyse sollten möglichst auch Ursachen für gefundene Symptome und Risikofaktoren ermittelt werden.
  2. Entscheidungen treffen
    Wenn die Schwachstellen ermittelt wurden geht es darum, Entscheidungen und Maßnahmen aus ihnen abzuleiten. Hier kommen die bereits erwähnten Handlungsmöglichkeiten wie beispielsweise Kostenreduktion oder Automatisierung ins Spiel.
  3. Maßnahmen planen und umsetzen
    Für jede entwickelte Maßnahme müssen Verantwortliche festgelegt sowie Wertbeiträge und Umsetzungsgeschwindigkeit ermittelt werden. Nur dann ist eine strukturierte Abarbeitung und ein schnellerer Erfolg garantiert.
  4. Sicherstellung der Finanzierung
    Neben der operativen Restrukturierung ist die finanzielle Restrukturierung für einen nachhaltigen Erfolg von großer Bedeutung. Für die Gesundung des Unternehmens müssen Liquiditätsspielräume geschaffen werden. Die Sicherung der Liquidität und des Eigenkapitals ist damit eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung operativer Maßnahmen.
  5. Frühwarnsystem implementieren
    Je früher Unternehmen merken, dass Handlungsbedarf besteht, desto besser. Ein Frühwarnsystem kann potenzielle Risiken rechtzeitig erkennen und so einer Unternehmenskrise vorbeugen.

Der Wirtschaftsausschuss

Ein Wirtschaftsausschuss ist ein wichtiges Mittel zur Wahrung der Interessen der Beschäftigten, da er ihre Mitbestimmungsmöglichkeit stärkt. Es handelt sich um ein Hilfsorgan des Betriebsrates, in welchem Arbeitnehmervertreter gemeinsam mit dem Unternehmer wirtschaftliche Angelegenheiten beraten. Ab mehr als 100 Beschäftigten ist ein Unternehmen grundsätzlich verpflichtet einen Wirtschaftsausschuss zu bilden. Er besteht aus mindestens drei, höchstens aber sieben Mitgliedern. Der Wirtschaftsausschuss wird immer für das gesamte Unternehmen gebildet.
Im Gegensatz zum Betriebsrat hat der Wirtschaftsausschuss das Recht zur Einsicht in wirtschaftliche Unterlagen des Unternehmens. Zudem muss ein Unternehmer den Wirtschaftsausschuss rechtzeitig über Vorhaben bezüglich einer Sanierung oder Restrukturierung informieren, da anschließend eine gemeinsame Beratung erfolgen muss.