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Pressebericht: Steuerkanzlei Gernoth in der Heimatwirtschaft

"Es herrscht sehr große Unsicherheit"

Heimatwirtschaft, Dienstag, 31. Oktober 2017

Die Firmennachfolge beschäftigt auch Steuerberater immer öfter: Hubert Gernoth berichtet im Interview von seinen Erfahrungen

Regen/Deggendorf. Seit 1982 berät die Steuerkanzlei Gernoth GmbH im Bayerwald Mandanten. Immer mehr rücke dabei die Unternehmensnachfolge in den Fokus, berichtet Steuerexperte und Firmengründer Hubert Gernoth. Seine Kanzlei habe darum zuletzt sogar die Zahl der Fachberater für diese Thematik aufgestockt.

Herr Gernoth, viele Unternehmenschefs machen sich Sorgen darüber, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Ihre Steuerkanzlei berät und begleitet Unternehmen bei diesem Prozess. Welche Beobachtungen haben Sie gemacht?

Hubert Gernoth: Seit ungefähr drei Jahren hat die Problematik stark an Bedeutung gewonnen. Vor allem werden deutlich mehr Unternehmen als früher verkauft. Einerseits, weil den Nachkommen in den vergangenen Jahrzehnten viel mehr Entscheidungsfreiheit gegeben wird, ob sie die Firmennachfolge antreten wollen. Früher stand das ja oftmals außer Frage. Andererseits ist auch das Kaufinteresse gestiegen. Im Gegensatz zu einer Neugründung sind bei einem Kauf ja bereits ein Kundenstamm und andere Kontakte vorhanden. Zudem gibt es auch viel mehr Plattformen für Unternehmensverkäufe als früher. Bei den von uns begleiteten Mandanten ist das Verhältnis Vererben-Verkaufen inzwischen in etwa 50 zu 50.

Hat das auch Auswirkungen auf Ihre Kanzlei?

Gernoth: Der Bereich Unternehmensnachfolge spielt auch bei uns eine deutlich größere Rolle als früher. Wir bekommen inzwischen auch Nachfragen dazu von Firmen, die bei Steuerfragen bisher keine Mandanten von uns waren und die wir nur bei der Nachfolgeabwicklung unterstützen. Aktuell haben wir drei Fälle, auf die das zutrifft. Durch die neuen Vertriebsplattformen sind auch unsere Themen - Bewertung von Unternehmen, Steuer- und rechtliehe Fragen bei der Übergabe – bei der Nachfolgeproblematik mehr in den Vordergrund gerückt.

Aus welchen Branchen kommen verstärkt Mandanten zu Ihnen?

Gernoth: Das ist sehr breit gefächert: Von Metzgereien über Ärzte, Apotheker bis hin zu Hotels und industriellen Unternehmen ist alles dabei.

Wo drückt bei den Unternehmen in Sachen Nachfolge am meisten der Schuh?

Gernoth: Das geht schon bei der Frage los, wie viel das eigene Unternehmen überhaupt wert ist. Bei einem Auto, das man verkaufen will, geht man einfach zum Gutachter, Händler oder schaut auf Vergleichsportalen im Internet. Bei Unternehmen geht das nicht, denn keine Firma ist wie eine andere. Bei der Wertberechnung gibt es auch verschiedenste Methoden, da muss man erst einmal die richtige auswählen, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Bei einem Verkauf rückt dann die Problematik der richtigen Versteuerung und Steueroptimierung in den Fokus. Soll das Unternehmen vererbt werden, geht es meist um die Erbschafts- oder Schenkungssteuer. Wobei die eher kleineren Betriebe unserer Region eher seltener Probleme mit der Erbschaftssteuer haben…

Warum?

Gernoth: Weil trotz der Verschärfung der Erbschaftssteuer im Herbst 2016 Unternehmen mit einem Wert unter 26 Millionen Euro keine Steuer zahlen müssen, sobald sie den Betrieb über sieben Jahre lang fortführen. Der Wert errechnet sich im übrigen aus dem Jahresgewinn, der maximal mit dem Faktor 13,75 verrechnet werden darf.

Laut einer Umfrage der IHK sind steuerliche Aspekte neben der eigentlichen Nachfolgersuche die größte Herausforderung für eine erfolgreiche Übergabe. Warum ist das so?

Gernoth: Generell herrscht eine sehr große Unsicherheit. Die Menschen sind schlecht informiert und hören dann in den Medien davon, dass die Steuergesetze verschärft bzw. verschlechtert wurden. Aber: Wenn man frühzeitig anfängt, ein gutes Konzept erarbeitet, dann kann man auch in den meisten Fällen eine erbschaftssteuerfreie Übergabe schaffen.

Wann sollten Unternehmen dann mit den Vorbereitungen für eine Übergabe anfangen?

Gernoth: Unter drei Jahren ist eine Übergabe nur in den simpelsten Fällen möglich. Bei den meisten Betrieben ist eine Vorbereitungszeit von mehr als fünf Jahren sinnvoll. Große Unternehmen sollten das Thema der Nachfolge als permanenten Prozess verstehen und jede Firmenentscheidung - zum Beispiel Erweiterungen eines Standortes- unter diesem Aspekt prüfen. Einem Nachfolger ist es möglicherweise wichtiger, dass der Betrieb infrastrukturell gut angebunden ist, als dass er direkt neben dem Eigenheim des Gründers steht. Viele vergessen das aber, weil man nicht so weit in die Zukunft denkt.

Interview: Romy Ebert-Adeikis