Neues Jahr, neue Regeln: Die bedeutendsten neuen Gesetze für 2024 im Überblick

Das Jahr 2024 bringt zahlreiche gesetzliche Neuregelungen mit sich, die in verschiedenen Lebensbereichen spürbare Auswirkungen haben. Ob im Arbeitsmarkt, im Sozialwesen, im Gesundheitsbereich oder in der Umwelt- und Energiepolitik – die neuen Gesetze spiegeln die vielfältigen Herausforderungen und Entwicklungen unserer Zeit wider.

Arbeit: Mindestlohn und Regelungen für Minijobber

Der Arbeitsmarkt erlebt zum Jahresbeginn 2024 substanzielle Veränderungen, insbesondere im Hinblick auf den gesetzlichen Mindestlohn. In zwei aufeinanderfolgenden Schritten steigt dieser, beginnend im Januar, auf 12,41 Euro brutto pro Stunde und erreicht ein Jahr später 12,82 Euro. Diese Anpassung ist nicht nur eine Reaktion auf die allgemeine Kostenentwicklung, sondern auch ein Bekenntnis zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren direkt von dieser Maßnahme, da ein höherer Mindestlohn die Grundlage für gerechtere Einkommensverhältnisse bildet.

 

Parallel dazu erfahren auch Minijobber eine Neuregelung ihrer Verdienstgrenzen. Ab Januar 2024 dürfen sie monatlich bis zu 538 Euro verdienen. Diese Erhöhung geht Hand in Hand mit dem Anstieg des Mindestlohns und stellt sicher, dass Minijobber nicht gezwungen sind, ihre Arbeitszeit zu verkürzen. Diese Maßnahme fördert somit die Möglichkeit, bis zu zehn Stunden pro Woche dauerhaft zu arbeiten, ohne finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen.

Lieferkettengesetz: Verantwortung für Menschenrechte

Das Lieferkettengesetz, das ab dem 1. Januar 2024 in Kraft tritt, markiert einen bedeutenden Fortschritt in der unternehmerischen Verantwortung für Menschenrechte. Bislang galt die gesetzliche Verpflichtung zur Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden. Mit der Neuregelung werden nun auch kleinere Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten in die Pflicht genommen. Diese Erweiterung ist von entscheidender Bedeutung, da sie sicherstellen soll, dass eine breitere Palette von Unternehmen Maßnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass ihre globalen Geschäftspraktiken den höchsten ethischen Standards entsprechen.

 

Das Gesetz legt klare Richtlinien fest, die Unternehmen dazu verpflichten, sicherzustellen, dass ihre Lieferanten Menschenrechte respektieren. Dazu gehören Maßnahmen gegen Kinderarbeit, die Sicherung fairer Löhne und der Schutz der Umwelt. Unternehmen müssen nun nicht nur ihre eigenen Praktiken überwachen, sondern auch sicherstellen, dass diese Standards in ihrer gesamten Lieferkette eingehalten werden. Dieser ganzheitliche Ansatz trägt dazu bei, potenzielle Risiken und Missbräuche frühzeitig zu erkennen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu beheben.

Finanzen: Steuerfreibeträge und Investitionsanreize

Im Bereich der Finanzen treten zum Jahresbeginn 2024 bedeutende Änderungen in Kraft, die direkt auf die Geldbeutel der Bürgerinnen und Bürger abzielen. Das Inflationsausgleichsgesetz, das für rund 48 Millionen Menschen relevant ist, sorgt dafür, dass die Steuerlast an die Inflation angepasst wird. Eine erfreuliche Nachricht, die vor allem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begrüßen dürften, ist die Anhebung des Grundfreibetrags in der Einkommensteuer. Mit einer Erhöhung um weitere 696 Euro auf nun 11.604 Euro ab 2024 wird mehr Einkommen steuerfrei, was zu einer geringeren Lohnsteuer für Arbeitnehmer führt. Auch der Kinderfreibetrag erfährt eine Anpassung und steigt auf 6.612 Euro. Diese Maßnahmen sind nicht nur ein Schutz vor steigenden Lebenshaltungskosten, sondern auch ein Beitrag zur Entlastung der unteren und mittleren Einkommensschichten.

 

Das Zukunftsfinanzierungsgesetz wiederum setzt auf die Förderung von Investitionen in den Klimaschutz und die Digitalisierung. Insbesondere für Start-ups und wachstumsorientierte Unternehmen wird der Zugang zu Eigenkapital erleichtert. Die Senkung des Mindestmarktkapitals für einen Börsengang von 1,24 Millionen Euro auf eine Million Euro ist ein wichtiger Schritt, um auch kleineren Unternehmen den Weg an den Kapitalmarkt zu ebnen. Diese gezielten Anreize sollen nicht nur das Wirtschaftswachstum ankurbeln, sondern auch den Übergang zu nachhaltigeren und innovativen Geschäftsmodellen fördern. Die Gesetzesänderungen schaffen somit ein günstiges Umfeld für Unternehmen, die sich im Bereich Klimaschutz und Digitalisierung engagieren wollen.

 

Die global zunehmende Diskussion über Steuergerechtigkeit und Mindestbesteuerung findet auch in Deutschland ihre Umsetzung. Mit der Einführung einer globalen Mindestbesteuerung tritt Deutschland dem internationalen Konsens bei, den mehr als 130 Staaten unter dem Dach von OECD und G20 vereinbart haben. Die Umsetzung in der EU erfolgt durch eine Richtlinie, die wiederum in Deutschland gesetzlich verankert wurde. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass global agierende Unternehmen angemessen besteuert werden und ihren Beitrag zur Finanzierung öffentlicher Güter leisten. Die globale Mindestbesteuerung trägt somit nicht nur zur Steuerfairness bei, sondern schafft auch einen fairen Wettbewerb zwischen Unternehmen.

Soziales: Erhöhung des Bürgergelds und inklusiver Arbeitsmarkt

Das Jahr 2024 startet mit bedeutenden Veränderungen im sozialen Bereich, die darauf abzielen, die Lebensqualität für bedürftige Menschen zu verbessern. Eine der herausragenden Maßnahmen ist die Erhöhung des Bürgergelds ab Januar 2024. Alleinstehende Erwachsene können nun monatlich mit 563 Euro rechnen, was einer Erhöhung um beachtliche 61 Euro im Vergleich zu den vorherigen Leistungen entspricht. Diese Erhöhung spiegelt nicht nur eine Anpassung an die steigenden Lebenshaltungskosten wider, sondern zeigt auch das Bestreben der Regierung, die soziale Sicherheit zu stärken.

 

Die Initiative, Menschen mit Behinderungen verstärkt in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren, ist ein weiterer Schwerpunkt der sozialen Neuregelungen. Ab Januar 2024 ändern sich die Bestimmungen für Unternehmen, die trotz Beschäftigungspflicht bisher keinen einzigen schwerbehinderten Menschen beschäftigen. Diese Änderungen sollen sicherstellen, dass Unternehmen aktiv Maßnahmen ergreifen, um Menschen mit Behinderungen einzustellen und dadurch die gesellschaftliche Teilhabe für alle zu fördern.

 

Ein inklusiver Arbeitsmarkt ist nicht nur ein ethisches Gebot, sondern trägt auch zur Vielfalt und Innovation in Unternehmen bei. Die Regeländerungen setzen Anreize für Unternehmen, ihre Arbeitsplatzpolitik zu überdenken und Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten einzustellen. Dieser Schritt ist nicht nur ein Gewinn für die betroffenen Arbeitnehmer, sondern auch für die Unternehmen selbst, da vielfältige Teams oft kreativere Lösungen und eine bessere Leistungsfähigkeit zeigen.

Gesundheit: Elektronisches Rezept und Kinderkrankentage

Die Gesundheitsbranche erfährt zum Jahresbeginn 2024 grundlegende Veränderungen. Ein wegweisender Schritt ist die Einführung des elektronischen Rezepts. Das traditionelle rosafarbene Papier-Rezept wird durch eine digitale Lösung ersetzt. Gesetzlich Versicherte erhalten nun verschreibungspflichtige Arzneimittel ausschließlich per E-Rezept. Diese Neuerung ermöglicht eine zeitgemäßere Abwicklung von Arzneimittelverordnungen und ist ein bedeutender Schritt in Richtung digitaler Gesundheitsdienstleistungen. Die Patienten können das E-Rezept mithilfe ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK), per App oder durch einen Papierausdruck einlösen, wodurch der gesamte Prozess effizienter und benutzerfreundlicher wird.

 

Parallel dazu erfahren auch die Kinderkrankentage eine bedeutsame Erhöhung. In den Jahren 2024 und 2025 steigt die Anzahl der Kinderkrankentage pro Kind und Elternteil auf 15. Dies bedeutet eine deutliche Ausweitung im Vergleich zu den regulären zehn Tagen vor der Corona-Pandemie. Diese Maßnahme ist insbesondere vor dem Hintergrund der gestiegenen Anforderungen an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sehen. Eltern erhalten bei Inanspruchnahme der Kinderkrankentage Kinderkrankengeld, das in der Regel 90 Prozent des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts beträgt.

Pflege: Mehr Leistungen und bessere Bedingungen für Pflegestudierende

Das neue Jahr bringt bedeutende Veränderungen im Pflegebereich mit sich, indem sowohl finanzielle Leistungen als auch die Ausbildungsbedingungen für angehende Pflegekräfte verbessert werden. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Pflegebranche attraktiver zu gestalten und die Qualität der Pflege insgesamt zu steigern.

 

Eine der zentralen Neuerungen betrifft die finanziellen Aspekte der Pflege. Sowohl das Pflegegeld als auch die ambulanten Sachleistungsbeträge erfahren eine Erhöhung um jeweils fünf Prozent. Diese Anpassung stellt sicher, dass die Pflegebedürftigen und ihre Familien eine angemessene finanzielle Unterstützung erhalten, um die Kosten der Pflege besser bewältigen zu können. Dieser Schritt ist nicht nur ein Zeichen der Anerkennung für die wichtige Arbeit der Pflegekräfte, sondern soll auch sicherstellen, dass eine qualitativ hochwertige Pflege für alle Betroffenen zugänglich bleibt.

 

Eine weitere wegweisende Neuerung betrifft das Pflegeunterstützungsgeld. Ab 2024 haben Pflegepersonen nicht mehr nur einen einmaligen Anspruch darauf, sondern können jährlich für zehn Arbeitstage Unterstützung in Anspruch nehmen. Diese flexiblere Regelung berücksichtigt die Bedürfnisse der Pflegenden und ermöglicht es diesen, notwendige Pausen einzulegen und sich selbst zu entlasten. Die Anerkennung der physischen und psychischen Belastung, die mit der Pflege verbunden ist, zeigt sich somit nicht nur in finanziellen Leistungen, sondern auch in einer verbesserten Work-Life-Balance für die Pflegekräfte.

 

Parallel zu den finanziellen Verbesserungen wird im Jahr 2024 eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, um die Ausbildungsbedingungen für Pflegestudierende zu optimieren. Die Einführung einer Ausbildungsvergütung für Studierende im Pflegestudium ist ein entscheidender Schritt, um den Berufseinstieg attraktiver zu gestalten und dem Pflegenachwuchs finanzielle Sicherheit zu bieten. Dies könnte dazu beitragen, mehr Menschen für eine Karriere in der Pflege zu gewinnen und somit dem steigenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften gerecht zu werden.

 

Zusätzlich wird die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtert. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, da er die Integration von internationalen Pflegekräften erleichtert und die Vielfalt im Pflegebereich fördert. Der Zugang zu ausländischen Fachkräften kann nicht nur einen Beitrag zur Lösung des Pflegekräftemangels leisten, sondern auch den interkulturellen Austausch und die Bereicherung des Pflegeberufs unterstützen.

Klima- und Umweltschutz: Neuausrichtung für nachhaltige Zukunft

Der Bereich des Klima- und Umweltschutzes erfährt im Jahr 2024 mehrere entscheidende Neuerungen, die darauf abzielen, einen nachhaltigeren Weg in die Zukunft einzuschlagen.

Die Forderung nach klimafreundlichen Heizungen markiert einen wichtigen Schritt im Bemühen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Ab Januar 2024 müssen in den meisten Neubauten Heizungen mit einem Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energie installiert werden. Diese Maßnahme trägt nicht nur dazu bei, den Energieverbrauch zu optimieren, sondern setzt auch ein starkes Signal für die Umstellung auf umweltfreundliche Heizsysteme. Um sicherzustellen, dass auch Bestandsgebäude ihren Beitrag leisten, sind großzügige Übergangsfristen und verschiedene technische Optionen vorgesehen. Begleitet wird dieser Wandel von einer umfangreichen Förderung, die sich stärker an sozialen Gesichtspunkten orientiert, um sicherzustellen, dass die Umstellung für alle Bevölkerungsschichten zugänglich ist.

Die deutschlandweite Wärmeplanung bis 2045 setzt einen klaren Kurs für klimaneutrales Heizen. Zukünftig erhalten Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen durch eine regionale Wärmeplanung klare Empfehlungen, wie sie am effizientesten heizen können. Diese lokal angepassten Pläne tragen dazu bei, die Transparenz zu erhöhen und die Bevölkerung bei der Auswahl umweltfreundlicher Heizungsoptionen zu unterstützen. Durch eine klare Kommunikation wird es einfacher, informierte Entscheidungen zu treffen, die nicht nur die individuelle Lebensqualität verbessern, sondern auch die Umweltauswirkungen minimieren.

Der Anstieg des CO2-Preises auf 45 Euro pro Tonne für Benzin, Heizöl und Gas ist ein weiterer Schritt, um den Anreiz für umweltfreundliches Verhalten zu stärken. Gleichzeitig wird die Entlastung durch den Wegfall der EEG-Umlage für Stromkunden beibehalten, um den Übergang zu sauberer Energie zu fördern. Diese Maßnahmen sollen nicht nur dazu dienen, den individuellen CO2-Fußabdruck zu verringern, sondern auch Unternehmen dazu ermutigen, nachhaltigere Praktiken zu übernehmen. Durch den steigenden CO2-Preis wird ein Anreiz geschaffen, in erneuerbare Energien zu investieren und somit den Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen.

Die Ausweitung des Einwegpfands auf Milch, Milchmischgetränke und Milchprodukte in Einwegkunststoffflaschen ab 2024 ist ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen Plastikmüll. Gemäß der Novelle des Verpackungsgesetzes wird für diese Produkte ein Pfand von mindestens 25 Cent erhoben. Diese Maßnahme soll nicht nur dazu beitragen, den Verbrauch von Einwegplastik zu reduzieren, sondern auch Anreize für die verstärkte Nutzung von wiederverwendbaren Verpackungen schaffen. Die erweiterte Einwegpfandpflicht trägt somit zur Etablierung nachhaltigerer Konsumgewohnheiten bei und leistet einen Beitrag zur Reduzierung von Umweltauswirkungen.

 

Fazit: Wegweisende Gesetzesänderungen für 2024

Das Jahr 2024 bringt zahlreiche wegweisende gesetzliche Neuregelungen mit sich, die in verschiedenen Bereichen positive Veränderungen bewirken. Von der Erhöhung des Mindestlohns über soziale Reformen bis hin zu weitreichenden Umweltschutzmaßnahmen spannen sich die Neuerungen über verschiedene Sektoren. Diese Gesetzesänderungen reflektieren nicht nur den aktuellen Zeitgeist, sondern adressieren auch drängende gesellschaftliche Herausforderungen.